Sich Selbst Sein

Ablauf
Teilnehmer der Gruppe Abart (die sich nach dieser Inszenierung gründete) stellen sich selbst dar. Die körperbehinderten Protagonisten zeigen das ästhetische Potential ihrer Behinderung.
Stefan stellt einen Bühnenarbeiter im Rollstuhl dar, dem ständig sein Arbeitsmaterial vom Schoß fällt.
Lieve schiebt sich, ein Glas Wasser haltend, im Laufe der Vorstellung auf der Bühne von vorne nach hinten und umgekehrt. Die einzige körperlich nicht beeinträchtigte Sabine mimt eine stupide sich immer wiederholende Tänzerin/Sportlerin auf der Bühne. Ruth rollt auf ihrem Brett auf dem Bühnenraum und im Publikum herum und spricht: mad about you!
Daniel, im Outfit eines Müllmann verkleidet, spricht bedeutungsschwere Sätze, die ihm auf Grund seiner Behinderung nur stockend über die Lippen kommen.
Sema lässt mit Hilfe ihrer Hände ihre (kindergelähmten) Beine tanzen.
Maria trägt ein selbstgeschriebenes Gedicht vor und Sonja singt ein Lied zu den absurden Stellungen, die Lissis Rollstuhl imstande ist zu machen.
Thomas kommt mit Krücken gehend auf die Bühne und lässt sich an einer Säule ohne Hilfe der Krücken auf den Boden herab. Er klaut sich den Rollstuhl von Sema, die ihren Tanz auf Stühlen sitzend absolviert. Thomas und Sema balzen, wobei Thomas versucht, sich Sema auf den Schoß zu setzen. Er scheitert. Alexandra setzt sich unter sexy Bewegungen auf die Tischkante ihres Arbeitstisches.
Stefan räumt, als alle fort sind, die Bühne ab. Unter anderem auch die auf der Bühne ohne Rollstuhl sitzende Sema.

Konzept
Das Stück thematisiert die (Un-) Fähigkeit der Protagonisten, sich vorteilhaft dem Publikum zu präsentieren. Ihr spezifischer »Mangel« steht dabei im Vordergrund. Ausgerechnet der Protagonist, der sich undeutlich und stockend ausdrückt, bekommt eine sprechende Rolle. Die Rollstuhltänzerin lässt ihre gelähmten Beine wie Marionetten tanzen. Die Darstellerinnen entwickeln ihre Rollen aus der Lust daran, zu provozieren und gleichzeitig Schönheit in der Andersartigkeit ihrer Bewegungen auszudrücken. Sie nutzen die Bühne, um dem voyeuristischen Verlangen Nicht-Behinderter entgegen zu kommen und können so sich bewusst präsentieren. Dabei thematisieren sie Situationen aus ihrem Alltag, in denen sie, Objekte ungewollter Beobachtung werden. Die Themenauswahl beinhaltet: Beruf, Alltagsleben und die Liebe.