Das Kleid der Artemis

Ablauf
Auf einer 8 Meter hohen Nachbildung des Flaschentrockners von Marcel Duchamp, hat die Künstlerin 121 mit Plastikmüll gefüllte Säcke gehängt. Der Müll wurde mit den BürgerInnen gesammelt, gereinigt und nach ästhetischen Kriterien in die leicht transparenten gelbe Säcke gefüllt. An der Spitze des „Sackbaumes“ taucht die Künstlerin als Kunstfigur “die Priesterin des Mülls“ auf. Sie positioniert sich so im Gestell, daß ihr Körper oberhalb der Taille zu sehen ist. Sie trägt somit das »gelbe Kleid« wie einen Rock. Sie schlachtet einen mit benutzter Verpackungsfolie gefüllten gelben Sack. Unmengen an Folie quellen aus dem einen Sack und lassen ahnen, wie viel Müll sich in der gesamten Installation befinden. Die Massen von Plastikfolie segeln den Baum herab und dekorieren“ den Baum und das Festival.

Konzept
In dem Opferungsritual bitte ich als „Müllpriesterin“ stellvertretend für die Müll-produzierende Gesellschaft eine höhere Macht um Vergebung “einer groben und vorsätzlichen Gebotsübertretung“, nämlich der unreflektierten Verwendung von Plastikverpackungen. Gleichzeitig demonstriere ich die Menge des im Kunstwerk und vom Verbraucher verwendeten Verpackungsmülls. Angesichts des heutigen Genderdiskurses verwende ich einst feministische Symbole mit einem Augenzwinkern als Zitat. Muss ich mich als Künstlerin heute mit einem überdimensionalen Artemiskleid schmücken, um publikumswirksam auf ökologische (oder andere) Missstände aufmerksam zu machen?

„Mit den abverlangten Müllsackopfern stellt sich Seror in die Tradition der griechischen Jagdgöttin Artemis, die sich mit abgetrennten Stierhoden zu behängen pflegte. So ist der sackgelb leuchtende Weihnachtsbaum mitsamt Künstlerin nicht nur malerische Mitte des Winterfestivals, sondern auch Monument einer macho- und müllfreien Zukunft. Doch Achtung: Das sacktragende Grundgerüst gleicht Duchamps Flaschentrocker – und ist damit Dada pur." Daniel J. Schreiber