Gelber Sackbaum


Der gelbe Sackbaum besteht aus einem 8 Meter hohen Metallgerüst, das in Anlehnung an den »Flaschentrockner« von Marcel Duchamp erbaut wurde.

An ihm hängen 121 speziell gefertigte gelbe Säcke, die mit Plastikmüll befüllt sind. Der Müll wurde von MünchnerInnen in einer beispielhaften Aktion gesammelt. Sie trugen in 6 Wochen ihren gut gereinigten Plastikmüll zusammen. Zur Eröffnung der Winterfestivals Tollwood in München bestückte ich das Metallgestell systematisch von unten nach oben mit den gelben Wertstoffsäcken. Die systematische Bekleidung des Baumes endete in der Performance >> das Kleid der Artemis

Der gelbe Müllsackbaum ist ein Zeitdokument. Als bleibendes Kunstwerk konzipiert fordert es auf, sich mit der Aufbereitung von Kunststoffen auseinander zu setzen.

In der Zukunft könnte man anhand des Inhalts der Säcke Rückschlüsse auf unser heutiges Konsumverhalten schließen. Wegwerfverpackungen werden durch die Aufbewahrung in einem Kunstwerk aufgewertet.

»Dass aktuelle Kunst Müll ist, argwöhnt manch Grantler. Beim Gelben Sackbaum stimmt es gewissermaßen. Acht Meter hoch stapelt Dorothea Seror gefüllte Wertstoffsäcke. Mitmachwillige waren aufgerufen, für die Aktion Plastikabfall abzuliefern, »restentleert und gesäubert«, so die Künstlerin.

Mit den abverlangten Müllsackopfern stellt sich Seror in die Tradition der griechischen Jagdgöttin Artemis, die sich mit abgetrennten Stierhoden zu behängen pflegte. So ist der sackgelb leuchtende Weihnachtsbaum mitsamt Künstlerin nicht nur malerische Mitte des Winterfestivals, sondern auch Monument einer macho- und müllfreien Zukunft. Doch Achtung: Das sacktragende Grundgerüst gleicht Duchamps Flaschentrocker – und ist damit Dada pur. «
Daniel J. Schreiber